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Jugend debattiert News

Interview mit Sandra Maischberger: "Ich bin ein Fan der Demokratie!"

Allgemeines

Journalistin Sandra Maischberger beurteilte als Vorsitzende der Jury des Bundesfinales von Jugend debattiert am 16. Juni 2018 in Berlin den Wortwettbewerb der Jugendlichen. Ihre Erfahrung als Fernsehmoderatorin von hochkarätigen Streitgesprächen zwischen Politikern und Personen des öffentlichen Lebens zu aktuellen und explosiven Themen helfen ihr dabei, die Fähigkeiten der Jugendlichen zu beurteilen.

Frau Maischberger, wie hat Ihnen das Bundesfinale gefallen?

Maischberger: Für mich ist es immer wieder inspirierend, hierher zu kommen, weil ich Debatten erlebe, die streng formalisiert sind (darin unterscheiden sie sich von unseren Fernsehdebatten), aber wohltuend, weil es darum geht, einem Argument zu folgen, und mal keine Politiker zu haben, die unbedingt eine Sache sagen wollen, die man sie gar nicht gefragt hat. Sondern tatsächlich vier junge Menschen zu erleben, die beim Thema bleiben, die versuchen, sich wirklich konstruktiv auseinanderzusetzen. Ich fand das Niveau in diesem Jahr wieder exzellent. Ich kann da nur jedes Jahr staunen und denke mir, wenn die dann alle irgendwann vielleicht doch eine politische Laufbahn einschlagen, mache ich mir um unsere Demokratie keine Sorgen!

Sie haben schon viele Bundesfinale erlebt. War dieses Jahr etwas dabei, was Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Maischberger: Ich achte seit ein paar Jahren auf den Frauenanteil. Obwohl in den Vorrunden oft mehr Jungen dabei sind, ergab sich jetzt zum ersten Mal auch in Altersgruppe II, dass in einer Finaldebatte vier junge Frauen dastehen. Das finde ich interessant zu beobachten. Und ich finde, dass sich der Unterschied zwischen den Altersgruppen verringert. Ich habe das Gefühl, dass die Teilnehmer aus der unteren Altersgruppe in den letzten Jahren besser und wortmächtiger geworden sind und durchaus schon mithalten können.

Warum unterstützen Sie Jugend debattiert?

Maischberger: Ich bin ein Fan der Demokratie. Demokratie funktioniert nur, wenn jeder Bürger es als seine Sache sieht, sich am Diskurs zu beteiligen. Dafür sind Debatten wichtig. Das ist ein Grund, und der zweite Grund ist: Ich merke selber an mir, dass ich ein Argument erst dann wirklich verinnerliche, wenn ich versuche, es jemand anderem zu erklären oder mich darüber auseinandersetzen muss. Erstmal muss ich die Sache ja selber begreifen, damit ich in der Lage bin, sie jemand anderem gegenüber zu äußern. Und dazu, glaube ich, ist Debattieren lernen enorm wichtig. Es schärft das Denkvermögen, es schärft das Ausdrucksvermögen und es ist einfach eine sehr gute Übung im Streiten lernen. Ich bin ein sehr großer Freund von Streit und ich bin sehr dafür, dass wir mehr streiten, aber dann eben auch richtig.

Auch in Ihrer Talkshow wird über politische Themen gestritten. Glauben Sie, dass die Regeln von Jugend debattiert auch auf das Format Ihrer Talkshow anwendbar wären?

Maischberger: Nein. Das glaube ich deshalb nicht, weil ich für ein sehr breites Publikum sende, und meistens sende ich für Menschen, die sich erst einmal für ein Thema gar nicht interessieren. Oder sie interessieren sich schon so sehr, dass ich darauf achten muss, dass ich beide Seiten irgendwie zu einem Ausgleich kommen lasse. Und es muss in der politischen, lebendigen, leidenschaftlichen Auseinandersetzung möglich sein, dass man das strenge Regelwerk auch verlassen kann. So interessiere ich mich dann auch mal für Themen, die mich erstmal nicht interessieren, wenn ich merke, dass da zwei Menschen wirklich für ihr Argument kämpfen und sich auseinandersetzen wollen. Außerdem versuchen wir natürlich, was heute hier zum Beispiel nicht der Fall war: Stellen sich diese Debatte vor über den Ramadan, wenn Sie jetzt nicht vier eher christlich geprägte junge Frauen da hätten, sondern auch jemanden, den es selber richtig betrifft. Religionsfragen sind extrem emotional! Die Sendung würden wir immer so besetzen, dass tatsächlich nicht ohne jemanden diskutiert wird, der Teil der Minderheit ist, um die es da gerade geht. Also, es ist vieles aus den Debatten zu lernen, nicht alles. Aber das ist auch gut. Ich finde, man muss mit Regeln anfangen, damit man dann auch weiß, wohin man weiter gehen kann.

Haben Sie einen Wunsch für Jugend debattiert?

Maischberger: Natürlich, dass Sie nie aufhören zu debattieren! Sowohl als Veranstaltung, als auch, dass alle jungen Menschen, die mitgemacht haben, die Debatte in ihrem Leben beibehalten. Wenn Sie mal heiraten, brauchen Sie spätestens wieder die Fähigkeit, ordentlich zu streiten. Insofern ist das, glaube ich, so ein Besteck, ein Handwerkszeug, das man im Leben sehr gut verwenden kann, gerade in unserer Mediengesellschaft. Also bleiben Sie dabei, bleiben Sie streitfreudig - und ich wünsche Jugend debattiert eine Lebenszeit, die in etwa gleich ist mit der unserer Bundesrepublik. Also ewig (lacht).

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