Jugend debattiert News
KI als Werkzeug für Lernprozesse
Mit dem neuen Schuljahr startet auch die neue Jugend debattiert-Saison. Wie alle Fächer steht der Debattier-Unterricht mittlerweile vor einer Herausforderung: Wie soll man am besten mit Künstlicher Intelligenz umgehen? Marne Benedetti, Lehrer an der Stadtteilschule Finkenwerder in Hamburg, teilt seine Erfahrungen.
Herr Benedetti, wie nutzen Sie KI im Unterricht bei Jugend debattiert?
„Ich setze KI beispielsweise als individuelles Trainingstool ein, um Schülerinnen und Schüler beim Entwickeln von Argumenten und Gegenargumenten zu unterstützen. Für kurze Debatten kann sie Ideen liefern und spontane Diskussionen anregen. Bei Jugendlichen, die sich nicht trauen, vor Publikum oder mit anderen zu debattieren, hat sich ein KI-gestützter Sprachassistent bewährt, der auf die Regeln von Jugend debattiert gepromptet wurde. Damit können Schülerinnen und Schüler erste Erfahrungen im geschützten Rahmen sammeln. Zudem nutzen wir KI als Recherchetool im Kontext offizieller Materialien: In Hamburg haben wir dafür einen RAG-Client aufgesetzt, der auf die Jugend debattiert Materialien zugreifen und passende Quellen direkt verlinken kann. Dieser Zugang ist jedoch nur für ausgebildete Lehrkräfte in Hamburg vorgesehen.“
Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
„Viele Schülerinnen und Schüler sind dankbar, wenn das Thema KI offen und konstruktiv behandelt wird, statt es pauschal zu verbieten oder zu verteufeln. Dabei sollte man abwägen, welche KI-Anwendungen zwar technisch funktionieren, aber pädagogisch wenig Mehrwert bieten, und welche Tools tatsächlich sinnvoll in den Unterricht integriert werden können. Gleichzeitig bleibt der Datenschutz eine dauerhafte Herausforderung, die bei allen Überlegungen und Einsätzen von KI-Lösungen stets mitgedacht werden muss.“
Welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sind nötig, um KI sinnvoll einzubinden?
„Für einen sinnvollen Einsatz von KI im Unterricht ist eine geschützte und klar strukturierte Umgebung besonders wichtig. Ob durch vorbereitete Prompts oder andere gezielte Hinweise – eine begrenzte, pädagogisch gestaltete Plattform hilft aus meiner Sicht dabei, Überforderungen bei zu offenen Aufgabenformaten zu vermeiden. Die Lehrkräfte sollten sich selbst mit den Aufgabenstellungen auseinandersetzen und die Herausforderungen des KI-Einsatzes erkennen. Aufgaben sollten nicht so konzipiert sein, dass die KI fertige Ergebnisse liefert. Stattdessen können Schülerinnen und Schüler mit der KI üben und ihre erarbeiteten Fähigkeiten, wie bei Jugend debattiert üblich, anschließend in einer Diskussion unter Beweis stellen. Alternativ kann auch der Weg zum Ergebnis in den Fokus rücken: über sinnvolle Prompts sprechen, die Ergebnisse gemeinsam reflektieren und vergleichen – so wird KI nicht zum Ersatz, sondern zum Werkzeug für Lernprozesse.“
Was können Schülerinnen und Schüler durch den Einsatz von KI lernen?
„Im Optimalfall vermittelt der Unterricht mit KI nicht nur die fachlichen Lernziele, sondern fördert zugleich einen praktikablen Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Es sollten sowohl die Chancen als auch die Grenzen dieser Technologie aufgezeigt werden.“
Birgt die Arbeit mit KI Ihrer Erfahrung nach auch Gefahren und wie kann man gegensteuern?
„Wie bereits angedeutet, liefern viele KI-Modelle sehr selbstbewusst Antworten auf nahezu jede gestellte Frage – unabhängig davon, wie zuverlässig oder korrekt sie tatsächlich sind. Die Qualität der Ergebnisse variiert dabei stark und lässt sich häufig erst durch gezielte Einschränkungen, Aufgabenstellungen oder anschließende Tests besser einschätzen und steuern. Daher ist es sinnvoll, offen mit diesem Phänomen umzugehen: Statt KI-Nutzung zu verbieten, sollte man die von Schülerinnen und Schülern verwendeten Tools mit Neugier ausprobieren und kritisch evaluieren.“
