Jugend debattiert News
Schweden: Jugend debattiert in Europa
Heute ist es so weit: Die besten Debattierenden aus dem europäischen Raum treten in Berlin gegeneinander an – in deutscher Sprache. Organisiert werden die Europafinaltage in Kooperation mit der ZfA, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen. Anne Sander von der ZfA hat für Schweden die Fachberatung übernommen, das Land beteiligt sich seit Kurzem am europäischen Wettbewerb.
Inwiefern trägt Jugend debattiert in Schweden zur Stärkung der Debattenkultur bei?
„In den schwedischen Medien fiel im letzten Jahr häufig das Wort ‚åsiktskorridor‘ in Zusammenhang mit der Meinungsfreiheit in Deutschland. Der schwedische Begriff ‚åsiktskorridor‘ meint eine Reduzierung des politischen Diskurses auf Äußerungen, die ohnehin gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert sind. Jugend debattiert trägt dazu bei, diese Voreingenommenheit gegenüber deutscher Streitkultur zu reduzieren. Auf der schulischen Ebene ist das Jugend debattiert-Programm ein unglaublich hilfreiches Instrument, die Schülerinnen und Schüler sprachlich zu einer ausgewogenen sachlichen Debatte zu befähigen. Das wissen hier alle zu schätzen!“
Wie hat sich das Interesse an Jugend debattiert in Schweden entwickelt?
„Das Interesse an Jugend debattiert und die Wertschätzung des Programmes seitens der Lehrkräfte in Schweden ist weiterhin sehr hoch. Allerdings ist der Spielraum, innerhalb dessen das Programm an Schulen umgesetzt werden kann, begrenzt. Im dreijährigen Gymnasium liegt der Fokus leider immer weniger auf dem Erlernen weiterer (neben Englisch) moderner Fremdsprachen. Umso mehr Respekt habe ich vor den Landesfinalistinnen und -finalisten, die zum einen das nötige Ausdrucksvermögen im Deutschen mitbringen und zum anderen noch die enorme Sachkenntnis zeigen, die bei den Europafinaldebatten gefragt ist.“
Welche Themen haben bei Jugendlichen in Schweden zurzeit Priorität?
„Zwei Themen haben in den letzten Jahren eine große Rolle gespielt: Zum einen ist das die Herabsetzung der Strafmündigkeit von 15 auf 13 Jahre. Aufgrund der organisierten Bandenkriminalität und der damit verbundenen Rekrutierung von Kindern sieht die Regierung sich gezwungen, zu handeln. Ein Vorschlag ist, bereits 13-Jährigen harte Haftstrafen anzudrohen. Die Kontroverse um diesen Vorschlag lässt die Gleichaltrigen nicht unberührt.
Das zweite Thema ist die Handynutzung. Schweden vollzieht eine Kehrtwende in der schulischen Digitalisierungsstrategie und sieht die frühzeitige Nutzung von Smartphones, auch im Lernkontext, immer kritischer. Daher will die Regierung ein Handyverbot an Grundschulen einführen, welche hier die Klassen 1-9 einschließen. Auch 15-16-Jährige dürften dann ab nächstem Jahr landesweit keine Handys an der Schule nutzen. Sicherlich wäre das eine große Veränderung für viele Heranwachsende.“
