Unser Alumnus Valentin hat sein Abitur an einem der United World Colleges (UWC) gemacht. Das UWC Wales ist eines von 14 internationalen Oberstufeninternaten, an denen Jugendliche aus über 90 Nationen zusammen leben, lernen und ihr International Baccalaureate (IB) ablegen. Im Interview mit uns berichtet er von seinen Erfahrungen.

Jugend debattiert: Inwiefern unterscheidet sich das Lernen am UWC von dem Besuch deiner vorherigen deutschen Schule?

Valentin: Das Besondere an einem UWC Besuch sind  vor allem die vielen internationalen Schüler mit denen man für zwei Jahre in einem Internat lebt und lernt. Die kulturellen, geographischen, religiösen, sozialen und finanziellen Hintergründe der Mitschüler sind sehr vielfältig - UWCs unterscheiden sich in dieser Hinsicht sehr von herkömmlichen internationalen Schulen. Darüber wird der Alltag an einem UWC von  "Social Services" (gemeinnützigen Aktivitäten) geprägt, in die sich jeder Schüler einbringt. Jedes UWC hat einen etwas anderen Schwerpunkt. An meinem College in Wales stand bspw. die Seenotrettung im Mittelpunkt. Man sitzt also nicht nur den ganzen Tag im Klassenzimmer, sondern verbringt viel Zeit in der Natur (z.B. als Rettungsschwimmer). Gesellschaftliches Engagement wird als Selbstverständlichkeit betrachtet und diese Ansicht fand ich sehr erfrischend.

Jd: Was war die schönste Erfahrung die die größte Herausforderung während deiner UWC-Zeit?

Es ist schwer eine einzige schöne Erfahrung und eine einzige große Herausforderung auszumachen. Einer der schönsten Aspekte meiner UWC-Zeit war das Leben mit 40 gleichaltrigen Schülern in einem Haus mit einem Gemeinschaftsraum in dem stets viel debattiert, gekocht, getanzt und gespielt wurde. Gleichzeitig ist das Leben auf so engem Raum (normalerweise teilen sich 4 Schüler ein Zimmer) natürlich auch eine Herausforderung. Es gibt sehr verschiedene Bedürfnisse und Gepflogenheiten und Konflikten kann man schon rein räumlich gar nicht aus dem Weg gehen.

Jd: Inwiefern hat der UWC-Besuch dich und dein Leben geprägt?

Mein UWC-Besuch prägt mein Leben durch die vielen Freunde aus jener Zeit, die mich bis heute begleiten. Außerdem hat mich meine Schulzeit in Wales für bestimmte Thematiken sensibilisiert. Als Jugend debattiert Alumnus war für mich besonders die Erkenntnis prägend, dass der argumentative Rahmen einer jeden Debatte immer sehr kontextabhängig ist und dass gehaltvolle Debatten nur geführt werden können, wenn man vorher genau klärt, welche Bedeutung bestimmte Begriffe haben. Ich erinnere mich z.B. an ein langes Gespräch in Wales mit indischen Mitschülern darüber, ob Darstellungen von historischen Symbolen im öffentlichen Raum verboten werden sollten. 
Erst im Laufe des Gesprächs merkten wir, dass wir dies aufgrund unserer Herkunft sehr unterschiedlich bewerteten. Diese Erkenntnis, dass das, was ich gewohnt bin, keine universelle Gültigkeit besitzt und die Offenheit für andere Deutungen hilft mir auch heute sehr.

Hinweis:

Eine Bewerbung für den Jahrgang 2014/16 ist noch bis zum 15. Dezember über die Deutsche Stiftung UWC möglich (www.uwc.de). Die Platzvergabe erfolgt allein nach Eignung, bei Bedarf werden (Teil-)Stipendien vergeben. 2014 eröffnet auch ein UWC in Deutschland: das UWC Robert Bosch College in Freiburg.